Nur die Wurst hat zwei
bio am kottmar, blumenhäusel und Gärtnerei Sachse:
Traditioneller Familienbetrieb schließt nach 73 Jahren
- Wirtschaftliche Situation macht Weiterbetrieb unmöglich
- Großer Dank an treue Stammkundschaft sowie Mitarbeiterinnen
- Familienbetrieb hatte auch Kollektivierung in der DDR sowie Nachwendezeit überstanden
- Räumungsverkauf mit hohen Rabatten im gesamten Februar, Folgenutzung offen
Fast ein dreiviertel Jahrhundert familiäre Unternehmensgeschichte sind es am Ende geworden – eine Geschichte voller Neuanfänge, die jetzt ein Ende findet: Am 1. März 2024 schließen bio am kottmar und blumenhäusel, die aus dem traditionellen Gartenbaubetrieb Gärtnerei Sachse hervorgegangen sind. „Diese Entscheidung war mit Sicherheit die schwierigste in der Unternehmensgeschichte“, sagt Inhaberin Carola Zinner, „und wir haben sie uns alles andere als leicht gemacht.“
Allerdings lasse die wirtschaftliche Situation des Geschäfts keinen Spielraum für einen Weiterbetrieb. „Leider konnten wir in den vergangenen Jahren keine zusätzlichen Kundinnen und Kunden von unserer Vision überzeugen“, so Carola Zinner, die gemeinsam mit ihrem Mann eine gesunde, ökologische Ernährungsweise mit regionalen Lebensmitteln und kurzen Transportwegen auch in der südlichen Oberlausitz etablieren wollte. „Schwierig war es immer. Gegen die maßgeblich durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine ausgelöste Inflation und die dadurch abermals zurückhaltende Kaufbereitschaft, aber auch gegen das veränderte Kaufverhalten und die stetig wachsende Konkurrenz durch neue Supermärkte und Discounter sind wir in dieser kaufkraftschwachen Region jedoch machtlos.“
„Unser Dank gilt unseren Kundinnen und Kunden, die unser zukunftsweisendes Konzept mitgetragen und uns immer wieder Mut gemacht haben. Und unseren Mitarbeiterinnen – unserer Mannschaft –, die jeden Tag über sich hinausgewachsen sind, um den Betrieb am Laufen zu halten“, so Carola Zinner.
Die Gärtnerei Sachse wurde 1950 als Gärtnerei Schreier von Martin Schreier in Walddorf gegründet und ab den 1960ern von Tochter Bärbel und ihrem Mann Rudolf Sachse als Gärtnerei Sachse fortgeführt. Den Gartenbauleuten ist es gelungen, sich gegen die sozialistischen Kollektivierungsmaßnahmen der DDR zu stellen und eigenständig zu bleiben. 1971 wurde in Eibau an der Hauptstraße die erste Verkaufsstelle unter dem Namen Sachses Blumen-Häusel eröffnet. Die Familie konnte auch die politische Umbruchphase ab 1989 meistern und ihren Betrieb in die Marktwirtschaft überführen. 1994 eröffnete „das neue blumenhäusel“ als Neubau an der Hauptstraße in Eibau. 2001 wurde der Betrieb schließlich an die dritte Familiengeneration, Carola Zinner und Michael Sachse, übergeben.
Um den inzwischen auf Floristik, Pflanzen und Wohnaccessoires spezialisierten Laden in der strukturschwachen Region erhalten zu können, betrieb die Familie zwischen 2011 und 2012 ein home by ASA-Geschäft in der Dresdner Innenstadt, in dem Designer-Keramik und -Porzellan vertrieben wurde – Produkte, die in geringerem Umfang bereits seit vielen Jahren zum Angebot im blumenhäusel zählten.
Nach ausgiebiger Analyse des Heimatmarktes erfolgte 2013 schließlich ein Neuanfang als Hybridgeschäft: bio am kottmar und blumenhäusel – zwei Läden unter einem Dach. Für Carola Zinner ging damit eine Ausbildung zur Gesundheitsberaterin und für ihren Mann Olaf zum Naturkostfachberater einher. Ab 2014 führte sie das Geschäft als Einzelunternehmerin mit Unterstützung durch ihren Mann.
Es folgte in den 2010er Jahren ein konsequenter Ausbau des Bioladens zu einem nachhaltigen, fairen, möglichst regionalen Vollsortiment mit ergänzenden Angeboten wie der beliebten Vollwertkochschule und einer Gesundheitsberatung.
Bevor sich die Türen von bio am kottmar und blumenhäusel zum 1. März schließen, findet vom 1. bis 29. Februar ein Räumungsverkauf mit 30 bis 50 Prozent Preisnachlass je nach Produktkategorie statt.*
Eine zukünftige Nutzung der Räumlichkeiten in der Hauptstraße 256 ist noch offen. Carola Zinner ist zuversichtlich, dass auf diese Weise Platz für Neues entsteht: „An jedem Ende steht ein Anfang.“ Etwas, das auch die 73 Jahre Familiengeschichte mehr als einmal bewiesen haben.
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